Satt und zufrieden?

Da sitze ich im beim Italiener und warte auf mein bestelltes Essen und lese dabei einen Handzettel den ich kurz zuvor von Stuttgart 21 Gegnern erhalten habe.

Trinke ich gerne lauwarmen Kaffee? Esse ich gerne ein fades Essen? Mag ich Tage, die einfach so dahinplätschern? Vielleicht zwischendurch, wenn man sich mal wieder so richtig die Zunge verbrannt hat, wenn es einem vor Schärfe die Tränen in die Augen treibt, wenn man einmal wieder so richtig im Stress steckt und vor lauter unerledigten Aufgaben kein Land sieht. Aber auf Dauer? Ein Leben ohne Höhen und Tiefen macht müde und träge. In meinem Körper, der sich nicht bewegt, erschlaffen dann die Muskeln. Lau ist fade. Fade ist langweilig. Langweilig schläfert ein. Schläfrig macht blind für die Wirklichkeit.

So manche Stadt und Gemeinde nach außen blühend, reich, mit Zukunftsvisionen, hat den Blick für die Wirklichkeit verloren, wie die Gemeinde von Laodizea, nieder geschrieben in der Offenbarung 3,14 -22 . Satt und mit zufriedener, machthungriger Obrigkeit gleichen sie lauwarmen Kaffee und fadem Essen. Gibt es eine Form friedlichem, zufriedenem Gemeinschaftslebens dem die Würze, die Schärfe, die Wärme und Kälte fehlen? Wie ich den Text so lese, erschrecke ich und erinnere mich über das harte Gericht an Laodizea und frage mich, wie es in meinem Innersten aussieht. Brennt es noch das Feuer der ersten Liebe? Brennt noch, das Feuer der Begeisterung, oder habe ich in meinem Rentnerleben bisher satt und zufrieden die Beine hochgelegt? Da steht geschrieben im Feuer geläutertes Gold kann retten. Im Feuer geläutert – das tut weh. Im Feuer geläutert – das ist anstrengend, das ist harte Arbeit. Im Feuer geläutert – das heißt geschliffen werden, geprüft werden. Im Feuer geläutert – das heißt Trennung zwischen Sein und Schein. Aber nur im Feuer geläutertes Gold ist hart und widerstandsfähig.

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Ein Lieblingsort

Es gibt diese Tage, an denen ich mich einfach nur verkrümeln möchte. Nichts klappt wie geplant; dann kommt noch ein Nachbar wegen den geparkten Autos im Hof, weil er nicht aus dem Hof fahren kann, der so richtig seinen Frust ablassen muss am Morgen, und obwohl man eigentlich gar nicht der Verursacher allen Ärgers ist, bekommt man ihn doch ungebremst ab, und am Ende fällt beim Frühstück auch noch ein Glas zu Boden, an dem Erinnerungen hingen, und zerbricht.

An solchen Tagen ist es gut, einen Ort zu wissen, an dem man sich Luft verschaffen kann, an dem Kopf und Seele wieder freier werden. In der Natur schrumpft mancher Ärger sowieso ein Stück weit – und wenn dann noch die Sonne scheint wie an diesem Februartag, am Waldweg zum Katzenbacher Hof , wenn die Meisen und Finken mit den ersten Tonfolgen des fast noch nicht zu erahnenden Frühlings auf Partnersuche gehen, dann fällt der rüde Ton des Nachbars ab, dann sinkt der Blutdruck wieder auf Normalwerte und die Tränen der Enttäuschung oder Wut trocknen; dann sieht man manches wieder entspannter. Solch einen Lieblingsweg zu haben, an dem man alleine oder mit einem Partner, den man sich wünscht, wieder den Boden unter die Füße und Freiheit in die Gedanken bekommen kann, wenn gerade alles in die falsche Richtung zu laufen scheint, ist gut.

Der Weg durch den Wald zum Katzenbacher Hof ist so ein Ort. Ein Anti-Stress-Ort. Das Spiel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen auf beiden Seiten, die langen, geraden, gefällten Baumstämme an den Seiten und der Blick in die Weite: das befreit, und es relativiert. Die geschluckte Aggression scheint zu Hause geblieben zu sein, und die Scherben – sie werden zu verschmerzen sein. Scherben sollen ja auch Glück bringen.

Der Weg sagt mir auch: Du siehst ein Stück Weg, das vor dir liegt, siehst Aufgaben und Planungen. Aber gerade und übersichtlich ist der Weg auf Dauer nicht. Was an neuen Perspektiven kommt, wenn die Wegkreuzung erreicht ist? Auf jeden Fall ist da ein neues Stück Weg. Es gilt, die Seele offen zu halten.

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Silberne Mahner

Heute ereichte mich ein E-Mail auf einen Besuch im Internet vom vergangen Oktober 2016. Da fiehl mir eine Begebenheit aus jenem Monat ein, wie vergeht doch dir Zeit.
Ich schlenderte im vergangenen Herbst am Fuße des Hohen Neufen auf einem Feldweg entlang, dabei begegnete ich einem alten Bekannten. Wir unterhalten uns über dies und das, unter anderem auch über das Wetter. „Das Wetter wird gut – kein Regen in Sicht“ meinte er. Auf meine Frage, wie er das so sicher voraussagen könne, deutete er auf den steinigen Hang neben uns: „Die Silberdisteln da haben ihre silbernen Blütenblätter ganz flach auf dem Boden ausgebreitet.“

Die Silberdistel als Wetterprophet? Nicht von ungefähr heißt sie andernorts auch Wetterdistel. Bei feuchter Witterung krümmen sich die silbernen Hüllblätter und schließen sich über dem Blütenkorb. So schützen sie die Blüten und damit den Samen vor dem Regen. Eigentlich ein rein physikalischer Vorgang und doch ein kleines Wunder. Silberdisteln wachsen auf kalkhaltigem Trockenrasen, auf sonnigen, steinigen Hängen. Böden, die es hier beim Neufen reichlich gibt. Das Stachelkleid ihrer grünen Blätter schützt die Pflanze vor Verbiss durch Schafe und anderes Getier.

Dennoch ist die Pflanze stark gefährdet. Die Gefahr droht anderweitig, Nährstoffe werden über die Luft und durch Regen auf die kargen Albböden gebracht. So können dort sich Pflanzen ansiedeln, die nährstoffreichen Boden brauchen. Sie überwuchern die kurzstieligen Silberdisteln und ersticken sie. Auch Skifahrer tragen das Ihrige dazu bei. Bei kargem Schnee verletzen sie den Bodenbewuchs. Sie werden immer weniger und sind deshalb geschützt.

Silberdisteln blühen von Juli an bis weit in den Herbst hinein. Sie gehören zu Boten des Herbstes. Zusammen mit der Herbstzeitlose erinnern sie an das Ende des Sommers. Schon seit Ende August zeigt uns die Natur deutlich, dass ein Wechsel bevorsteht: Die ersten gelbbraunen Blätter lagen auf meinem Balkon, die Balkonpflanzen lassen die Köpfe hängen, die Zeit der Astern und der Dahlien bricht an. Es ist nicht zu übersehen: die Zeit des Abschieds nehmen´s beginnt. Die wenigen Schwalben in meinem Ort sammeln sich auf den Leitungsdrähten. Die Kastanienbäume am Friedhof werfen ihre Kastanien ins Gras. Und in der Wohnung wird es kalt. Eine Weile hatte ich brav gefröstelt. Danach habe ich die Heizungsregler  eingeschaltet um den Winter bei angenehmen Temperaturen zu überstehen.

„Herr es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deine Schatten auf die Sonnenuhren, und auf die Fluren lass die Winde los.“ So beginnt Rainer Maria Rilke sein bekanntes Herbstgedicht. Herr es ist Zeit – der Gedanke an die verrinnende Zeit stellt sich jetzt häufiger ein und damit die Frage: Wie viel Zeit bleibt mir noch? Wie oft noch werde ich den Herbst mit seinen Farben erleben?

Und jetzt im Januar 2017 eine Botschaft aus dem vergangenen Jahr mit der ich nicht gerechntet habe. Es wird wider Frühling werden eine Blume wird vieleicht bald erblühen.

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Ein Stück vom Paradies.

Wie oft habe ich die großen Blüten vom Gärtner nach Hause getragen, damit das Sonnengelb in der Vase das Zuhause schmückt. Was eigentlich ist es, das mich so zu den Sonnenblumen hinzieht? Selbst in der Kunst ist diese Blüte ein häufig gebrauchtes Symbol, und wenn kleine Kinder eine Sonne malen – sieht sie dann mit ihren Strahlen nicht aus wie eine Sonnenblume? Es ist schon etwas Besonderes um diese Blume: Der Winkel zwischen ihren benachbarten Samen ist der Goldene Winkel, sagt der Botaniker; der Mathematiker kann in der Anordnung der Spiralen im Blütenstand die Fibonacci-Zahlen erkennen und sich an Einsteins Satz, dass Gott nicht würfle, erinnert fühlen. Ein kleines Wunder der Schöpfung ist die Sonnenblume, deren Köpfe sich in Richtung Sonnenaufgang orientieren.

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Die Hummel, die die Sonnenblume, im Bild vom letzten Jahr, besuchte, weiß von all den Forschungsergebnissen um die leuchtend gelbe Blüte, die sie ernährt, nichts. Für sie mag die Blüte einfach nur das Land sein, in dem Nektar und duftender Balsam fließen – ein Stück Paradies. Und vielleicht geht es mir beim Anblick einer voll erblühten Sonnenblume ähnlich? Sehe nicht auch ich in dem leuchtenden Strahlenkranz und in einem riesigen Sonnenblumenfeld, vor dem ich stehe, ein Stückchen vom Paradies, von der Schöpfung in all ihrer Fülle? Matthäus überliefert das Jesus-Wort, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebe. Für die Hummel ist die Sonnenblume Nahrung im Überfluss, und auch für uns Menschen ist die ölhaltige Pflanze ein wichtiger Energielieferant. Ich lebe aber auch von der Freude beim Anblick des Bildes – und die vor allem macht mich glücklich und staunend mit den sonnengelben Strahlen.

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Wärme im Herzen

Feuer und Eis: Dienstag der 4. Dezember, kalt ist´s Drausen, Nebel, eine Kerze brennt und der Heizkörper am Fenster wärmt die Stube. Die Kerzenflamme wirft einen warmen Schein auf´s Fenster, an dem sich von außen fragile, zarte  Eiskristalle gebildet haben.

Eiskristalle

Warum gelingt es uns, die Kälte durch Isolierscheiben auszusperren, wenn es draußen kalt wird, nicht aber die Kälte in uns Menschen, wenn sie nach uns greift? Warum lasse ich es zu, dass Verletztheiten Eis schafft zwischen Menschen und in mir selbst? Viele Redewendungen zeigen, dass es Dinge gibt, bei denen es mir warm ums Herz wird, und andere Dinge, bei denen es mir kalt den Rücken herunter läuft.

Im Advent wartet man auf die Ankunft Gottes. Der Gedanke an das Kind in der Krippe weckt bei vielen warme Gedanken und Erinnerungen an früher, so auch bei mir. Diese können mich, so haben Forscher vor Kurzem herausgefunden, tatsächlich dazu bringen, Wärme zu empfinden. Gedanken an schöne Momente erwärmen innerlich. Auch wenn mir die Welt draußen immer kälter und kaltherziger erscheint.

Letztlich vermag die Kälte der Welt nichts gegen die Wärme in meinem Herzen, dank liebevoller Zuwendung von  meinen  Kindern, ausrichten. Nicht nur wenn die Eiskristalle draußen wachsen, ist es oftmals  in einsamen Stunden wert: eine Kerze anzuzünden und an liebe Menschen oder etwas Schönes aus der Vergangenheit zu denken. Damit ich nicht vergesse, wie angenehm es sich anfühlt, wenn es mir warm ums Herz wird.

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Wider einmal fliegen

Wider einmal fliegen, diese Vorstellung kommt in mir hoch als ein Ferienflieger im  Landeanflug zum Flughafen Stuttgart  übers Haus  donnert. Nur noch der blauen Himmel über dem eigenen Ich, dem Himmel ein Stückchen näher. Die Hoffnung, dass alle  Ängste, alle Sorgen unten bleiben, wenigstens für eine Weile. Reinad May klingt im Ohr. Wird ein Blick aus dem Flugzeugfenster auf die Erde da unten, ein Gefühl von  Freiheit bringen, so  hoch über allem.

13_10_04_fliegenIkarus schiebt sich vors innere Auge, dessen Übermut die errungene  Freiheit ihn zu hoch fliegen ließ. Der Schneider von Ulm gesellt sich in Gedanken zu Ikarus. Die Gebrüder Wright, Graf  Zepelin und all jene die Luftsprünge machten – mit gutem oder mit schlimmen Ausgang. Was ist das, was in  Menschen diese große Sehnsucht nach dem Fliegen schafft?

Über allem zu sein? Wenn das Flugzeug landet, wenn sich die Erde wieder nährt,  bleibt das tolle Erlebnis. Den Alltag, die persönlichen  Fehler und  Ängste, die politischen Krisen  und Konflikte nimmt der Flug oben im Blau aber nicht weg. Und damit sind wir ganz irdisch wieder mitten im Auftrag des Schöpfers, die  Erde zu einem friedlicheren Ort zu machen. Angesichts des Unrechts, da täglich geschieht, sind wir Menschen wohl ziemlich weit weg davon, diesen Auftrag zu erfüllen. Aber ein Stückchen Paradies könnte jeden Tag sein, nicht nur beim Ausflug ins himmlische Blau, sondern  ganz real dann, wenn einer  darauf verzichtet, den anderen schlecht zu machen, wenn einer dem anderen  eine neue Chance gibt, wenn einer sich mit dem anderen freut.

In der Bildergalerie stehen Bilder von der Landes Gartenschau 2013 in Sigmaringen.

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Buch des Lebens

Manche haben es in Leder gebunden, andere in einem Schatzkästlein. Ich führe es von Zeit zu Zeit. Auch manchen Familien hilft es bei den Erinnerungen an große und kleine Feste, an Begegnungen, an gemeinsame Erlebnisse: Das Tagebuch.

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Tagebücher als Literatur veröffentlich laden zum Blättern ein. Manche Einträge sind kurz, nur eine Bemerkung, eine Episode, Worte zu einem Ort, für mich der das liest wissen sollte. Andere gehen über mehrere Seiten und erzählen eine ganze Geschichte, die mich an den Gedanken des Autors teilhaben lassen.

Aufgeschlagen liegt es vor mir. Erlebnisse der vergangenen Tage trage ich ein. Den Fernsehabend, mit dem Film die Päpstin. Den ich schon einmal gesehen habe. Erinnerungen an den gelesenen Roman die Päpstin von Donna W. Cross werden wach. Gedanken zu Gott und die Welt.

Ein Tagebuch ist immer auch ein Buch des Lebens. Es erzählt von Menschen, von Begegnungen, von Erlebnissen und Gedanken. Es bleibt auch dann bestehen, wenn ich die Menschen und Ereignisse schon lange aus dem Auge verloren habe. Es ist ein Stück handfester Erinnerung.

Die Bibel ist so ein Tagebuch des Lebens, in dem die Namen aller derer geschrieben stehen die Gott nahe stehen. Gott erinnert sich an sie, keinen vergisst er. Gerade an so einem Tag an dem ich endlich  nach dem langen Winter die Frühjahrsbepflanzung an Gräbern ausführe, wo die Erinnerungen an die geliebten Verstorbenen wach werden, da tut ein Blick in ein Tagebuch, in ein Fotoalbum oder das lesen alter Briefe gut. Die Erinnerungen werden wieder lebendig an die gemeinsame Zeit, an das gemeinsam Erlebte, an Durchlittenes. Manche Anekdote, die dem Gedächtnis schon entfallen schien, taucht wieder auf. Melancholie kommt auf, dass das alles in meinem Leben auf dieser Welt unwiederbringlich verloren gegangen ist. Aber es wächst auch die Hoffnung, dass die von mir geliebten Menschen nicht nur in meinem Tagebuch und Herzen in Bildern stehen, sondern auch im göttlichen Buch des Lebens.

Das Licht der Leselampe trifft auf die aufgeschlagenen Seiten des Tagebuches, die Umgebung bleibt im Dunkel. Es ist wie ein Hoffnungsschimmer der das Buch des Lebens erhellt und von ihm zurückgeworfen wird in die Welt.

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Frühlingstraum

Endlich ist es vorbei mit den graunen Tagen der letzten Woche, endlich mal Sonne in den letzen 2 Tagen. Das lädt zu einem Spatziergang ein, also nichts wie raus in die Natur. Herrlich wie die Sonne mich wärmt beim Gang durch die Gärten am Uhlberg.
Wer einen Garten hat, der würde gerne, die ersten Frühlingsarbeiten, ausführen. Doch bei diesem langen Winter, mit immer neuen Schnee, da geht er nachdenklich durch die schmalen Wegchen zwischen den leeren Beeten. Endlich ist der letzte Schnee gegangen, an den Rändern die letzten Schneehäufen und alles andere als frühlingshaft, trostlos braun, brachliegen sie da.

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Auf den Wiesen, an den Bachrändern und am Saum der warmen steilen Weinberggärten, treib mancherlei grünes Leben. Es stehen die ersten gelben Mattenblumen mit schüchtern – frohem Lebensmut im grünen Gras. Und schaut mit offenen Kinderaugen in die Stille, erwartungsvolle Welt.

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Im Garten die Schneeglöckchen lassen so manche Vorfreude auf den erwachenden Frühling aufkommen.

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Ich Spaziergänger und Rentnernaturfreund habe es jetzt wieder gut; ich kann umhergehen und dem Wunder der Wiederbelebung vergnügt zuschauen. Ich sehe das Wiesengrün mit frohen farbigen Erstlingsblumen bestückt, Bäume mit harzigen Knospen besetzt. Ich schneide mir Zweige mit silbrigen Palmkätzchen, Seidelbast ab, um sie daheim ins Zimmer zu stellen und betrachte all die Herrlichkeit mit einem behaglichen Erstaunen drüber wie leicht und selbstverständlich das zugeht, dass alles zur rechten Zeit kommt und treibt und zu blühen beginnt. Ich habe wohl Gedanken, aber keine Sorgen dabei, da ich nur das Gegenwärtige sehe und weder Nachtfröste, Raupen, noch Mäuse oder anderes Getier zu fürchten brauche.

 Die Gartenbesitzer haben es in diesen Tagen nicht so beschaulich. Sie gehen umher und merken, dass manches versäumt ist, was noch vor dem langen Winter hätte geschehen können. Sie besinnen sich, was wohl dieses Jahr werden wird. Sie betrachten mit Sorgen die wintergeschädigten Bäume, unter Wasser stehenden Beete. Aber über einen solch schneereichen Winter ist kein Kraut gewachsen. Auch so mancher übereifrige Gartenbesitzers hat schon angefangen blühende Frühlingspflanzen auszubringen.

 Auch ich träume, ohne Garten, von Schöpferlust und Schöpferübermut beim Gartenbau. Ich könnte ein Stückchen Erde nach meinem Kopf und Willen gestalten, ich könnte mir den Sommer mit Lieblingsfrüchten, Lieblingsfarben und Lieblingsdüfte schaffen. Ich könnte ein kleines Beet, ein paar Quadratmeter nackten Boden zu einem Gewoge von Farben, zu einem Augentrost und Paradiesgärtlein machen. Allein es hat doch seine Grenzen. Schließlich muss ich mich mit allen Gelüsten und allen Fantasien einsehen, nur was der Natur genehm ist, das lässt sie gelingen und sorgt dafür. Und die Natur ist unerbittlich. Sie lässt sich etwas abschmeicheln, sie lasst sich scheinbar überlisten, aber nachher fordert sie  desto strenger ihr Recht.

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Engel und die Weihnachtsgeschichte

Woran erkennt man Engel?

In der Weihnachtszeit scheint die Antwort auf der Hand zu liegen. An dem lockigen Gesicht, an den festlichen prunkvollen Kleidern und vor allem an den Flügeln. So sah ich sie allenthalben auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt und in Einkaufzentren, Zeitschriften, im Gefolge vom Weihnachtsmann, in Kirchen zur Weihnachtszeit besonders geschmückt. Bei solchen Anblicken neige ich Engel als Märchenfiguren anzusehen, aus längst vergangener Zeit. Aber ich glaube, Engel sehen ganz anders aus. Wie Menschen die mir begegnen, wie du und ich.

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 Wenn „ Im Buch der Bücher „ erzählt wird wie Menschen einem Engel begegnen, geht es nicht darum, wie sie aussehen, sondern  wichtig ist was sie zu sagen haben. Engel sind schließlich Boten, das sagt schon das Wort Angelos, ist griechisch und heißt Bote.

Auch wenn die Weihnachtsgeschichte in der Adventszeit 2012 erzählt wird ist auch von Engeln die Rede: Wie Maria, die junge Frau, die nicht mehr weiter weis, die ein Kind bekommen wird. Da begegnet sie jemanden der zu ihr sagt: “Gott braucht dich. Dich und dein Kind. Die Geburt wird die Welt verändern. Die Kraft Gottes wird in ihm sein und mit dir. Sie sagte ja, ja zu Gott und dem Kind das sie unter dem Herzen trug, So kann sich die Welt verändern. Später haben es Menschen weiter erzählt und in der Bibel aufgeschrieben: Das war ein Engel der das möglich gemacht hat. Ein Bote von Gott. Solche Engel sind nicht nur für Frauen und Kinder. Auch für Josef, Marias Verlobter, hat es einen Engel in Form eines Traumes gebraucht, damit er sich in der schwierigen Situation zurecht findet. Eigentlich will er davon laufen. Der Traum lässt in nicht kopflos und ratlos weglaufen. Er hilft ihm, zu verstehen was los ist und zeigt ihm wie es weitergehen kann, was seine Aufgabe sein kann, was zu tun ist. Er zog mit Maria wie verheißen nach Bethlehem, wo Maria im Stall das Christuskind gebar.

Ich glaube: wer einem anderen die Angst, Trauer um einen Mitmenschen, Ausweglosigkeit nehmen kann und durch ein hilfsreiches Gespräch und Vertrauen einen Weg durchs weitere Leben aufzeigt wie ich dieses Jahr erfahren durfte – der ist ein Engel. Von Gott geschickt. Und es ist nicht so wichtig, ob man das gleich erkennt.

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Die Engel in der Weihnachtszeit, Schutzengel auf Karten, Engel in Kirchen die mit Flügeln ausgestattet sind, wurden von Künstlern so gestaltet damit man sie eindeutig erkennt. Engel aber können mir überall begegnen, auch im Traum, ich muss sie nur erkennen.

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Der Bach

Da sitze ich zurück im Tal erschöpft von der Bergwanderung. Vor mir der Bergbach den ich betrachte, die Gedanken nehmen ihren Lauf. In der Kürze bringt er das Geheimnis meiner Kraft. Der Bach – der fließt, fließt, fließt.

Im weit verzweigten Wasserkreislauf dieser Erde bin ich der Bach, eine kleine Ader nur. Unscheinbar, einer unter vielen Milliarden. Und doch, das gilt für große und kleine. Es fließt keiner von uns für sich allein.

Verbunden sind wir alle miteinander, gleichwie der Ast des Baumes. Ja, winzig war ich, als ich geboren wurde, der Quelle, jenem Felsspalt oben am Berg entsprang. Da hörte ich Die Stimme des Rufers: „Ist deine Kraft auch noch so klein, fließ doch weiter. Wachsen kannst nur, in dem du fließt“. Nun gilt es meinen Weg zu suchen, im Kampf mit Steinen, Erde, Wurzel, Sand. Es fiel mir schwer, mich in Geduld zu üben, der Bohrkraft meines weichen Elements zu trauen.

Dann spürte ich den Sog. Es geht bergab, mich überschlagend. Schwer ist es zu beschreiben, das bodenlose Schweben im jähen Sturz hinunter durch den Wasserfall. Ich hätte beinahe den Verstand verloren, vor lauter Angst mich in unzählige Tropfen zu verlieren. Doch immer wieder strahlt ein kleiner Regenbogen und schreibt mit breitem Pinsel in den Himmel: Es geht kein Tropfen verloren.

Von allen Seiten fließen sie nun auf mich zu, die Bäche aus den Tälern von den Hängen; mir fiel es schwer, sie aufzunehmen: besonders die braungelb gefärbten, die mich mit mitgeschwemmter Erde trübten. Erst spät erkannte ich, wie reich sie mich beschenkten, wie dankbar Wiese, Felder sind, wenn ich die mitgebrachte Erde auf sie verteilte. Die fremden Bäche haben mich geweitet. Ich lernte „wir zu sagen statt nur ich“.

Von Kindern wäre zu erzählen. Von Mühlrad, Brücken, Stein und Holz, von Iris, Nelkenwurz, Knabenkraut. Doch spüren ich: Wer fließt mündet. Nur noch ganz kurz vom Augenblick der Mündung:„Komm“ flüstert es mir zu „fließ mit in das große Meer“.

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