Silberne Mahner

Heute ereichte mich ein E-Mail auf einen Besuch im Internet vom vergangen Oktober 2016. Da fiehl mir eine Begebenheit aus jenem Monat ein, wie vergeht doch dir Zeit.
Ich schlenderte im vergangenen Herbst am Fuße des Hohen Neufen auf einem Feldweg entlang, dabei begegnete ich einem alten Bekannten. Wir unterhalten uns über dies und das, unter anderem auch über das Wetter. „Das Wetter wird gut – kein Regen in Sicht“ meinte er. Auf meine Frage, wie er das so sicher voraussagen könne, deutete er auf den steinigen Hang neben uns: „Die Silberdisteln da haben ihre silbernen Blütenblätter ganz flach auf dem Boden ausgebreitet.“

Die Silberdistel als Wetterprophet? Nicht von ungefähr heißt sie andernorts auch Wetterdistel. Bei feuchter Witterung krümmen sich die silbernen Hüllblätter und schließen sich über dem Blütenkorb. So schützen sie die Blüten und damit den Samen vor dem Regen. Eigentlich ein rein physikalischer Vorgang und doch ein kleines Wunder. Silberdisteln wachsen auf kalkhaltigem Trockenrasen, auf sonnigen, steinigen Hängen. Böden, die es hier beim Neufen reichlich gibt. Das Stachelkleid ihrer grünen Blätter schützt die Pflanze vor Verbiss durch Schafe und anderes Getier.

Dennoch ist die Pflanze stark gefährdet. Die Gefahr droht anderweitig, Nährstoffe werden über die Luft und durch Regen auf die kargen Albböden gebracht. So können dort sich Pflanzen ansiedeln, die nährstoffreichen Boden brauchen. Sie überwuchern die kurzstieligen Silberdisteln und ersticken sie. Auch Skifahrer tragen das Ihrige dazu bei. Bei kargem Schnee verletzen sie den Bodenbewuchs. Sie werden immer weniger und sind deshalb geschützt.

Silberdisteln blühen von Juli an bis weit in den Herbst hinein. Sie gehören zu Boten des Herbstes. Zusammen mit der Herbstzeitlose erinnern sie an das Ende des Sommers. Schon seit Ende August zeigt uns die Natur deutlich, dass ein Wechsel bevorsteht: Die ersten gelbbraunen Blätter lagen auf meinem Balkon, die Balkonpflanzen lassen die Köpfe hängen, die Zeit der Astern und der Dahlien bricht an. Es ist nicht zu übersehen: die Zeit des Abschieds nehmen´s beginnt. Die wenigen Schwalben in meinem Ort sammeln sich auf den Leitungsdrähten. Die Kastanienbäume am Friedhof werfen ihre Kastanien ins Gras. Und in der Wohnung wird es kalt. Eine Weile hatte ich brav gefröstelt. Danach habe ich die Heizungsregler  eingeschaltet um den Winter bei angenehmen Temperaturen zu überstehen.

„Herr es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deine Schatten auf die Sonnenuhren, und auf die Fluren lass die Winde los.“ So beginnt Rainer Maria Rilke sein bekanntes Herbstgedicht. Herr es ist Zeit – der Gedanke an die verrinnende Zeit stellt sich jetzt häufiger ein und damit die Frage: Wie viel Zeit bleibt mir noch? Wie oft noch werde ich den Herbst mit seinen Farben erleben?

Und jetzt im Januar 2017 eine Botschaft aus dem vergangenen Jahr mit der ich nicht gerechntet habe. Es wird wider Frühling werden eine Blume wird vieleicht bald erblühen.

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