Herbstzeitstimmung

Für eine Stunde bin ich dem Haus entronnen, das seit dem späten Frühjahr zur Renovierung mit Gerüst und Netz verkleidet ist. Weg nix wie weg von der Baustelle!

O wie schnell ist das wieder gegangen mit dem Herbst werden! Dies Jahr ist es ja ein Spätsommer ohnegleichen, er schient nicht enden zu können, Tag um Tag wartet man auf scheinbar sichere Anzeichen, auf Wind, auf Nebel, aber Tag um Tag steigt klar, golden und warm hinter dem Nachbarhaus herauf, nur geht die Sonne Tag für Tag eine Idee später auf und kommt nicht an derselben Stelle angestiegen. Und nun ist nach einem kurzen Wetterwechsel der gerade mal 2 Tage mit Nachtfrost dauerte, doch der Herbst der hereingeschlichen, und nun kann es am Mittag noch so warm und am Abend noch so golden strahlend werden, es ist längst kein Sommer mehr, es ist Sterben und Abschied in der Luft.
Abschied nehmend – für kurze Zeit vom Renovierungsstress – schlenderte ich durch den Wald.

Von weitem sieht dieser Wald noch ziemlich grün aus, in der Nähe sieht man, dass auch er alt geworden ist und nah am Sterben ist, das Laub der der Buchen knistert trocken und wird immer gelber, das fein spielende Laub der Akazien blickt an manchen feuchten kühlen Waldstellen und Schluchten noch tief und bläulich, aber überall durchstreift und durchglänzt von welken Zweigen, an denen die goldenen Blättchen einzeln schimmern und bei jedem Hauch herabtropfen beginnen.

Hier am Graben am Wegesrand, wo das welke Laub schon häuft, obwohl die Wipfel noch voll scheinen, hier habe ich im Vergangenen Frühling, in der Zeit vor Ostern an einem eben so sonnigen Tag, die ersten gelben Schlüsselblumen gefunden, und große Flächen von Waldanemonen, wie es roch damals feucht und krautig hier, wie gärte es im Holz, wie tropfte es in den Moosen! Und Jetzt alles trocken, tot und starr, das welke holzige Gras und welken Brombeerhecken, alles klirrt, wenn der Wind anhebt, dünn und spröde aneinander.

Überall blühen noch die kleinen roten Steinnelken, feurig nicken sie aus dem welken Gras, heiter dem braunen Laub, sie singen das Lied vom Untergang nicht mit, sie lachen und brennen und lassen ihre kleine rote Flagge wehen, erst von langen Frostnächten lassen sie sich umbringen. Eine von euch, kleine brennenden Nelken nehme ich mit, dort hinüber in die andere Welt, in die Stadt, hinter Gerüst und Netz, in den Winter, in die Zivilisation. 

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