In der Weihnachtsbäckerei.

Nur noch 4 Wochen bis Weihnachten, am Adventskranz brennt das erste Licht. Während das Weihnachtsfest für mich viel zu schnell naht, konnte ich es in den Kindertagen damals kaum erwarten.

Da war es prima zum Verkürzen der Wartezeit, mit Mutter gemeinsames Backen. Plätzchen ausstechen und verzieren war ein Riesenspaß, das Weihnachtsbacken konnte allerdings auch zur Geduldsprobe werden. Denn bis alle Zutaten für den Teig verarbeitet sind und ich endlich das Nudelholz rollen durfte, verlor ich schon mal die Lust.

Das erkannte die Mutter schnell und so machte sie statt aufwendige Werke mit mir und meiner Schwester deshalb nur einfache Ausstecherle oder Spritzgebäck. Den Teig für die Ausstecherle bereitete sie meist am Abend vor dem Backtag zu, wenn wir im Bett waren, und stellte in kalt, der so gekühlte Teig lies sich leicht verarbeiten. Das Verwenden von verschiedenen Ausstechformen erhöhte den Spaß. Das Verzieren ging flott von der Hand, Mutter hatte den Zuckerguss vorbereitet, sowie bunte Streusel, Rosinen und Nüsse in kleinen Schüsseln bereitgestellt. Den Ofen durften wir nicht bedienen.

Anders bei Großmutter, sie hatte endlose Geduld, oft schaute ich ihr bei dem backen von Springerle zu. Die Motive der Model begeisterten mich. Springerle benötigen vor allem eines: Ruhe, Ruhe, Ruhe. Es braucht der Teig viel Zeit, später die ausgemodelten Springerle.

Es fängt bei den Eiern an. Auf keinen Fall frische nehmen. Die Eier werden in der Küchenmaschine schaumig gerührt, dann wird der fein gesiebte Puderzucker esslöffelweise daruntergerührt (20 Minuten). Damit die Springerle schön in die Höhe gehen, braucht es Hirschhornsalz, das vorher in Kirschwasser aufgelöst und fünf Minuten mit der Zucker-Eiermasse vermischt wird. Nun zum Mehl: Am Besten ist das hellste Mehl, das es gibt (also Type 405). Ob man Weizen- oder Dinkelmehl verwendet ist gleich. Das mit der Mehlmenge ist eine Sache für sich: Man soll sich nicht stur an die Mengenangabe halten, sondern soviel Mehl nehmen, wie in die Eiermasse reingeht. 

Der Teig muss noch weich sein und braucht jetzt seine erste Ruhephase (mindestens zwei Stunden im Kühlschrank, gerne auch länger). Damit er keine unschöne Haut bekommt, muss er mit Frischhaltefolie abgedeckt und in eine mit Deckel verschließbare Schüssel gelegt werden. Nach der Ruhezeit wird der Teig weiterverarbeitet. Vom großen Klumpen Teig kleine Portionen abbrechen (den Teig dann sofort wieder abdecken, damit er nicht austrocknet). Zwischen 5 und 10 Millimeter wird der Teig auf dem mit Mehl bestäubten Backbrett ausgewellt. Auch von oben muss der Teig gut eingepudert sein. Dann die Model in den Teig eindrücken. Mit dem Messer oder Wellenschneider Ränder schneiden. Wenn die Springerle ausgemodelt sind, ruhen sie wieder. Diesmal 24 bis 48 Stunden auf einem bemehlten Holzbrett. Bevor das Bildgebäck aufs Backblech gesetzt wird (das mit Anis, Lavendelblüten oder Vanillezucker bestreut wird), werden sie kurz auf ein befeuchtetes Küchentuch gesetzt.

 Nun werden die Springerle gebacken (20 Minuten bei 140 Grad Umluft oder 10 Minuten bei 150 Grad Ober- und Unterhitze und 10 Minuten bei 125 Grad). Zum Schluss kommt die Frage, wie denn die Springerle dann bis Weihnachten so weich werden, dass man sich nicht die Zähne daran ausbeißt. Die Antwort ist einfach: Die Springerle in einem Pappkarton auf den Balkon stellen und natürlich vor Regen schützen. Dort hat es im Winter ausreichend Feuchtigkeit. Nach einer Woche sind sie garantiert weich.

 Großmutters Kunstwerke begeistern immer noch, mir gelingen sie bis heute nicht so trotz vieler Versuche.

(Zutaten für Springerle: 4 Eier mittlerer Größe (aufgeschlagen etwa 190 – 200 Gramm Eimasse) 500 Gramm Puderzucker 500 Gramm Mehl Type 405 1 Messerspitze Hirschhornsalz 1 Esslöffel Kirschwasser Stärkemehl zum Einpudern)

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