Die Flaute.

Da sitze ich am Frühstückstisch, lese die siebte Ausgabe meiner Tageszeitung. Draußen dunkle Wolken Regen, da das Bild der Abendstimmung am Bodensee in der Zeitung, von Patrick Seeger.

Erlebnisse am See kommen in Erinnerung: Es ist Abend geworden, ein Tag am See geht zu Ende, es geht heimwärts über Straßen und die Boote am See in den sicheren Hafen.

Zwar könnte jedes Boot alleine den Hafen ansteuern, einwenig Wind scheint noch auf dem See zu liegen. Aber aneinander gehängt geht’s schneller – sicherer auch, vor allem für den Segellehrer, den ich auf dem ziehenden Motorboot vermuten darf. Sie kommen mit „Dieselwind“ denke spöttisch ich an Land, wie ich den Konvois beobachte.

„Tiefe Stille herrscht im Wasser,
ohne Regung ruht das Meer,
und bekümmert sieht der Schiffer
glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Totenstille fürchterlich!
In der ungeheuren Weite
regt keine Welle sich.“

So dichtet Johann Wolfgang Goethe und Ludwig von Beethoven fand die Töne dazu. Für die Segelschüler ist die Lage nicht so dramatisch wie sie der Dichter sieht. Der Anfänger sieht noch den Lehrer, kann das Schiff mit Motor heranwinken, das in aus der Flaute holt.

Wie ich da am Ufer stehe und zusehe, mit spöttischen Gedanken, ahne wie hilfreich „Dieselwind“ sein kann, der aus der Flaute herausholt. Denn es ist fürchterlich ohne Wind in den Segeln, draußen auf dem See und an Land im Alltag auch. Wenn alles, wie gelähmt ist, kein Antrieb, nicht von innen und nicht von außen, wenn die pure Lethargie herrscht.

Wie schnell richtet sich die verbleibende Hoffnung auf ein Tau, das man hinüber werfen kann zum Nachbarn. Wie wohltuend ist es, wenn vor der Kette des Bootes eines ist, das behutsam anzieht und alle mitzieht. Die Segelschüler zeigen es, obwohl es ihnen nicht bewusst ist: So schön es ist, alleine draußen im Wind zu segeln, so nötig und unverzichtbar sind die andern, vor allem dann, wenn bei mir selbst oder um mich herum Flaute herrscht.

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